Vom Meer verschluckt…

© C.Stadler/Bwag; CC-BY-SA-4.0

…und vom Meer wieder ausgespuckt und an den Strand geworfen.

Horoskop, weiblich:

Im Alter von 10 Jahren wird im Fügungsrhythmus der Verbunds­anführer Neptun überlaufen. Der Verbund Fische-Wassermann-Steinbock, der dadurch aktiv geschaltet wird, führt vom I. in den IV. Quadranten: Die bisherige Erschei­nungswelt, die gesamte Person sowie das Einnehmen von Raum und die Sichtbarkeit im Raum wird völlig gelöscht und aufgehoben, was letztendlich zu einer neuen Bestimmung der gesamten Erscheinungsform sowie einer erweiterten Revierbildung (Schütze MC mit Jupiter in 2) führen soll und auch führt. Man denkt beim Anblick dieser Struktur an den Gang ins Jenseits und fragt sich, wie eine Person diesen Weg unbeschadet überstehen kann.

Neptun im Quadrat zur Venus (Herrscher von 3) zeigt an, dass das Hinausgehen in den Raum von vorneherein nicht sicher, die Abgrenzungs- und Abwehrfähigkeit herabgesetzt ist. Die Venus steht auf dem Boden eines Widder, dessen Mars-Uranus und Mars-Saturn die Bereitschaft zum gewaltsamen Übergriff und zur gewaltsamen Unterdrückung des Eigenimpulses noch mehr verdeutlichen.

Da Uranus und Saturn ebenfalls im 11. Haus stehen und in der Lebensphase zwischen 7 und 14 Jahren direkt überlaufen werden, scheinen auch diese ihre Wirkung bereits jetzt voll zu entfalten. Wir haben also die Gesamtbewegung, dass über die Person so etwas wie ein Tarnnebel gelegt wird (Neptun), sie in die Dunkelheit und Zeitlosigkeit verbracht wird (Bewegung Haus 1 nach Haus 12 durch Uranus), in der alles ununterscheidbar und chaotisch vorliegt und dann an neuem Ort auftaucht (Bewegung Haus 12 nach Haus 11, Saturn), nicht mehr ganz in diesen namenlosen Wirbel verstrickt, aber auch nicht richtig in einer eigenen Zeit.

Über die Transportauslösung werden Mond, Sonne und Venus ins 12. Haus befördert,wo sie einen Merkur Quadrat Pluto vorfinden, auch hier also die Verneinung eigener Bewegung, Lebensgestaltung und vernunftgemäßer Steuerung, eben die Geiselnahme. Dieser Merkur kommt aus dem 4. Haus, bezieht sich damit auf das mütterliche Milieu und gibt den Hinweis, dass bereits von dieser Seite eine Einengung der Identität angelegt ist.

Es handelt sich hier um das Horoskop der Natascha Kampusch, die im Alter von 10 Jahren auf dem Schulweg entführt wurde und die nächsten achteinhalb Jahre weitgehend in einem sehr engen Kellerverlies verbringen musste. Man muss äußerst bösartig sein, um einem Wassermann so etwas anzutun.

Die Flucht aus der Gefangenschaft gelingt ihr erst, als Neptun über den Aszendenten transitiert, damit das Unsichtbare wieder sichtbare Erscheinung wird. Gleichzeitig löst sich Jupiter in Haus 2 als Phasenherrscher mit 18einhalb Jahren aus, als Erweiterung und Verbesserung der Reviersituation, als Anschaulich-werden im Raum. Sie wird wieder gesehen.

Im Horoskop der Flucht steht sie altersmäßig (18einhalb Jahre vor dem Aszendenten) ebenfalls unter dem Signum des Neptun, der, aus Haus 4 kommend, endlich eine aus der eigenen Seele und eigenem Antrieb kommende Bewegung in den Raum hinein erlaubt. Sie getraut sich, zu fliehen. Was vorher nicht möglich war. (Es gab da zum Zeitpunkt der Entführung diesen einen, entscheidenden Augenblick, als sie dieses mulmige Gefühl beim Anblick des Täters beschlich und sie den inneren Impuls hatte, die Straßenseite zu wechseln. Das Vertrauen in das eigene Empfinden war jedoch nicht stark genug, sie blieb auf der Straßenseite). Mit dem IC von 2 Grad Fische (Saturn-Neptun) wird sie selbst als Gestalt der Unterwelt ausgewiesen, die auf die Straße „gespült“ wird.

Ihr Verdienst ist es, all das nicht nur überlebt zu haben, sondern sich selbst in der Gefangenschaft auf ihre eigene Weise weitergebildet und weltanschaulich, sprachlich sowie gedanklich entwickelt zu haben. Vor allem in Anbetracht der nicht nur seelischen Gewalt, der sie die ganze Zeit ausgesetzt war.

Dieser Beitrag wurde erstmals auf meinem „gekkowork“-Blog im März 2011 veröffentlicht. Der Blog existiert nicht mehr.